Letztes Wochenende fand die Frühjahrstagung der Netzwerkes solidarische Landwirtschaft e.V. in Meißen statt. 120 Menschen kamen aus ganz Deutschland, um sich Vorträge anzuhören, an Workshops und Open Spaces teilzunehmen.
Auch ich war wieder mitten drin. Freitags abends gab es gleich der ersten spannenden Input über den Ernährungsrat in Leipzig: „Zusammen stark- Kooperation der Solawis in Leipzig“ Koordination der Plattform der Solawis im Leipziger Ernährungsrat
In und um Leipzig existieren ein halbes Dutzend Solawis, die gemeinsam ca. 700 Menschen mit Gemüse versorgen. In Taucha sind zwei weitere Betriebe in Gründung, die in naher Zukunft ca. 4000 weitere Menschen versorgen wollen. In ihrer Verschiedenheit haben sich die Solawis für die gemeinsame Arbeit im Ernährungsrat und die Kooperation zwischen den Solawis zusammengeschlossen.
Das sind mal spannende Entwicklungen in Leipzig. Wir werden es weiter verfolgen. Gleichzeitig Freitag und Münster hatte der Münsteraner Ernährungsrat i.G. seine große Auftaktveranstaltung. Hier kamen über 140 Menschen zusammen aus der Landwirtschaft, der Weiterverarbeitung, dem Handel, der Außer-Haus-Verpflegung, der Universität, die Presse und interessierte Verbraucher*innen. Die Ernährungsräte sind meiner Meinung wichtige Schnittstellen zwischen Politik und Gesellschaft. Im Hinblick auf unsere Vision der gemeinschaftsgetragenen Wirtschaft (#weconomy) werden sie in Zukunft wichtige Multiplikatorenrollen einnehmen.
Ein weiterer Vortrag ging um das Thema „Genossenschaft Hansalim- was können wir von Südkorea lernen?“ Von Petra Wähning, freiberufliche Beraterin
„Hansalim“ in Südkorea besteht bereits seit mehr als 30 Jahren. Tausende Bauern haben durch die Genossenschaft eine nachhaltige Lebensbasis gefunden: Sie bekommen 75 Prozent des Preises, den die Mitglieder hier in der Stadt für die Produkte zahlen. Es werden 540.000 Familien versorgt, 1,6 Millionen Menschen bekommen Gemüse und Obst, Fisch, Fleisch, Getreide, Soja und Milchprodukte. Spannend ist die Frage, wohin sich die deutschen Solawis und CSX bewegen wollen. Gerade im Zusammenhang mit der Gründungswelle genossenschaftlich organisierter Solawis ist dieses Vorbild von Hansalim für einige nicht abwegig.
Weiterhin wurde von Marius Rommel, der auch Teil unseres CSX-Netzwerkes ist, und Dr. Irene Antoni-Komar ein Workshop im Rahmen des nascent Forschungsprojektes angeboten. Das Thema war die wirtschaftliche Stabilisierung der Solawis sowie davon ausgehend die Potentiale eine umfassende Regionalversorgung zu gestalten. SoLawi-Betriebe werden für ihre ökologischen wie sozialen Möglichkeiten gelobt, gleichsam sind sie Ausgangspunkt einer umfassenden Regionalversorgung.
Spannend waren die Fragen:
Besonders interessiert bin ich an der sozialen Stabilisierung. Wir überlegten uns mögliche Strategien zur erfolgreichen (Ein)-Bindung der Mitglieder. Viele erzählten von Ihren praktischen Erfahrungen in ihrer Solawi.
Aber warum ist gerade der Punkt soziale Stabilität nicht zu vernachlässigen?
Weil diese sich bildenden Gemeinschaften, ob im CSA oder CSX Kontext, das Fundament für eine gelingende solidarische Wirtschaft sind. Gelebte Nähe zwischen Erzeuger*in, Produzent*in und Konsument*in ist notwendig und dadurch wieder möglich. Wie Simon vom Kartoffelkombinat immer so schön zu sagen pflegt: „Wir müssen gemeinsam den Kapitalismus verlernen“. Und das gelingt uns vielleicht nur in solchen Gemeinschaften. Es muss wieder Alternativen zu Konkurrenzkampf, Anonymität und Egoismus geben.
Was ist das transformative an der solidarischen Idee?
Wir werden als Prosument*innen ermächtigt, berührt und wirklich informiert, sodass wir selbst wieder Initiator*innen und Verantwortliche für unsere eigene Versorgung werden. Diese solidarischen Unternehmensformen sind für uns Lernorte. Orte, wo wir kreativ abseits von kapitalistischen Strukturen, sinnvolle, identitätsstiftende und wirksame Zusammenarbeit lernen dürfen. On Top stärken wir auch noch unsere eigene Region und verhelfen der Landwirtschaft (und Handwerk) mehr Sicherheit, zu einem neuen Image und mehr Wertschätzung.
In einem weiteren Open Space erklärte Gunter Kramp, auch Mitglied im CSX-Netzwerk, wie das Pendant des Mietshäusersyndikats, das Ackersyndikat funktioniert und dieses Jahr kurz vor der Gründung steht. Land und Höfe werden zu Gemeingut – dezentral, selbstorganisiert und solidarisch. Das ist wirklich eine tolle Idee.
Soweit so gut, das war es erstmal von mir und meinem Ausflug nach Meißen. Schreibt uns, wenn ihr Fragen oder Anmerkungen habt.
SL