Ein junges Paar, das in Spanien lebt, will den konventionell bewirtschafteten Oliven Hain ihres Vaters, auf dem bis zu 1000 jährige Olivenbäume stehen, auf bio umstellen und das durch we-economy. Wie sowas aussehen kann, erarbeiten wir gerade gemeinsam mit Hanna Weber (Doktorandin an der Leuphana Universität) und Paulin Moeller (Teikei Olive Mitgestalter*in) sowie den beiden. Er ist Deutscher. Sie ist Spanierin und kommt aus dem kleinen Dorf in Castellion (zwischen Valencia und Barcelona), wo sie tief verwurzelt ist. Gemeinsam mit ihrer Familie und der Dorfgemeinschaft wollen die beiden dieses CSOlive Projekt aufziehen. Ihr Geld verdienen die beiden als Beziehungs-Coaches (http://www.smileatlife.de).
Unser erster Schritt auf dem gemeinsamen Weg war das Kennenlernen bereits bestehender Olivenöl Projekte. Beispielsweise gibt es Teikei Olive (http://teikei-olive.org), die in Griechenland eine feste Partnerschaft mit einem Bauern geschlossen haben. Nach dem Beispiel von Teikei Coffee (https://teikeicoffee.org) wird dieses Projekt gerade federführend von Lüneburg aus aufgebaut.
Das Projekt TEIKEI Olive macht aktuell eine erste Testverkaufsphase von Ernteanteilen unter Freunden und Bekannten. Sie haben schon 30 der 100 Anteile verkauft und merken, dass der Vertrieb mehr Zeit braucht als gedacht. Bis Juni wollen sie die Prozesse und Angebote insgesamt verbessern und dann eine größere Kommunikationsaktion starten, um bis Oktober möglichst viele Ernteanteile für die Ernte im November 2020 zu verkaufen.
Ein weiteres Beispiel ist das Platanenblatt (https://www.platanenblatt.de). Im Olivenhain ΚΟΥΠΠΑ [Kouppa] auf der griechischen Insel Lesbos produziert der Olivier Prokopis Bantzis seit etwa fünfzehn Jahren unter Anwendung biologisch-dynamischer Methoden ein Premium-Olivenöl. Die Oliven werden handgeerntet und sofort in einer lokalen Ölmühle verarbeitet. In einer Abfüllung findet sich immer die Ernte nur eines Hains.
Anfang 2012 schlossen sich Prokopis Bantzis und Urte und Ralf Randel zum griechisch-deutschen Gemeinschaftsprojekt Platanenblatt zusammen. Das Projekt wurde als solidarische Landwirtschaft weiterentwickelt.. Der Grundgedanke ist, dass eine Gruppe von Menschen die Abnahme der Erzeugnisse eines Bauern oder einer Bäuerin garantiert und die Ernte vorfinanziert. Alle teilen sich die damit verbundene Verantwortung und die Ernte. Die Mitglieder erhalten frisches Bio-Olivenöl und eine persönliche Beziehung zu ihrem Olivenbauern oder -bäuerin. Diese erhalten eine ihre Arbeit tragende und unterstützende Gemeinschaft und ein gesichertes Einkommen.
Beispiel 3 ist das Artefakt Projekt (https://www.artefakt.eu). Hier gibt es bereits einen Olivenbauern in Spanien: http://www.artefakt.eu/wissen/die-mallafrs-eine-bewegende-familiengeschichte/. ArteFakt steht in engem Kontakt mit seinen neun Olivenöl-Erzeuger*innen aus Italien, Griechenland und Spanien. Die arteFakt Olivenöle sind ausschließlich im Direktvertrieb erhältlich. Damit eröffnen sich größere Spielräume, ihre Erzeuger*innen marktüberdurchschnittlich und fair zu entlohnen. Ein Highlight sind die jährlichen Olivenöl-Abholtage in Wilstedt. Dort stellen die Oliviers persönlich ihre Ernte vor und laden zum Verköstigen ein. Zudem erfahren die Besucher viel Wissenswertes rund um das Olivenöl und seinen ökologischen Produktionsprozess, können einen temporären Olivenhain besichtigen und Kunsthandwerkern über die Schulter schauen. Neben eines Crowdfunding-Projektes zur Unterstützung junger Olivenölerzeuger*innen wurden Olivenbaum-Patenschaften ins Leben gerufen, mit deren Hilfe weitere Olivenhaine gekauft werden konnten. So entstehen mit der Zeit zusammenhängende Flächen, welche von ortsansässigen Landwirt*innen nach ökologischen und historischen Kriterien bewirtschaftet werden. Mittlerweile gehören 16 fest angestellte Personen zum Team. Sie werden durch zahlreiche freiwillige Helfer*innen unterstützt, von denen viele aus dem Kundenkreis stammen. Bei arteFakt steht die Stärkung von Erzeuger-Verbraucher-Beziehungen und die Wissensvermittlung bzw. Verbraucher-Aufklärung im Vordergrund.
Als letztes Beispiel haben wir uns gemeinsam Jan-Philipp Bleekes CSVino angeschaut (https://jpbwinemaking.com). Seine anfallenden Kosten trägt die community. Diese Kosten werden bei der sogenannten Bieterrunde transparent vorgestellt. Jede*r Teilnehmer*in schreibt bei der Bieterrunde verdeckt auf einen Zettel, wie viel er oder sie monatlich für einen Anteil zahlen will. Die Mitglieder orientieren sich bei ihren Geboten an dem Richtwert und einer Einschätzung der eigenen finanziellen Situation.
Das kann damit entstehen: Jan muss nicht mehr für den Markt produzieren, sondern für seine Gemeinschaft, die Mitglieder der CSVino. Die Mitglieder verpflichten sich im Gegenzug ein Jahr einen festen Betrag zu zahlen. So werden die Mitglieder zu Weinbergbesitzer*innen, die den Weinberg gemeinschaftlich bewirtschaften und am Ende qualitativ hochwertigen Biowein plus Wissen um die Herstellung erhalten.
Für Jan-Philipp ist eine wichtige Grundlage für den Aufbau einer solchen Initiative: das Verlieben in das eigene Konzept.
Nachdem wir uns gemeinsam alle Projekte angeschaut und besprochen haben, wartet jetzt Teil II auf uns: Es braucht Visionen und Utopien. Bei unserem nächsten Treffen malen wir gemeinsam Zielbilder und freuen uns auf viele kreative solidarische Lösungen für dieses Projekt. Gleichzeitig wollen wir Verbindungen schaffen, die spürbar sind. Verbindungen zwischen den Menschen, die das Projekt aufbauen, aber auch zwischen ihnen und der Natur, die sie umgibt. Ganz nebenbei ist das über (virtuelle und Länder-) Grenzen hinweg eine weitere spannende Herausforderung für uns.
Einen großen Dank möchten wir noch Hanna und Paulin für ihr unendliches Engagement und Ihre Hilfe bei diesem Projekt aussprechen!