Die Genossenschaftsbewegung macht sich auf: sie entdeckt, wie aktuell und wichtig das demokratische Prinzip in der Wirtschaft ist. Aus dieser Erkenntnis wächst die mutige Idee, die Anzahl der Genossenschaften bis 2030 zu verdreifachen. Daher veranstaltete die R+V-Akademie und andere Akteure des Genossenschaftswesens Ende Januar ein MakerCamp, um die etablierten Genossenschaften (vorrangig aus dem Finanzsektor) und die jungen Genossenschaften aus dem Social Entrepreneur-Bereich zusammenzubringen. Um voneinander zu lernen und Ansätze für eine Verbreitung des Genossenschaftsgedankens zu kreieren.
Tatsächlich ist im System einer Genossenschaft ja viel transformatives Potential angelegt: die Einbindung der Mitglieder in den Entscheidungsprozess, die Loslösung der Stimmrechten von der Höhe der Kapitalanlage und die Grundidee, dass ein (eben nicht nur finanzieller) Mehrwert für die Mitglieder die oberste Handlungsmaxime ist. All das beinhaltet wichtige Instrumente und Haltungen, die grundlegend für ein gemeinwohl-orientiertes Wirtschaften genutzt werden können.
Und dennoch gibt es eben viele etablierte Genossenschaften, die ihre Verbindung zu den Mitgliedern verloren haben und die im Kleid einer Genossenschaft pures Profitstreben umsetzen. Gab es vielleicht in den Anfangsjahren noch die Kopplung von Kunden und Mitgliedern, so ist diese in vielen Genossenschaften seit langem aufgehoben und damit eine Entfernung entstanden. Die Mitglieder der Genossenschaften erleben keine vitale Bindung an „ihre“ Banken und Co. Die Unternehmen sind entfernte und damit tendenziell auch beliebige Akteure. Die Vorständ*innen sind nicht mit „ihrer“ Community verbunden sondern in einer großen Distanz. Somit ist aus der guten Grundidee der Rechtsform in vielen Fällen eine leere Hülse geworden, die Banken sind sicherlich noch regional fokussiert, aber eben nicht in der lebendigen Einbeziehung der Mitglieder – und sie nutzen noch viel weniger die mutmachende Kraft und den kreativen Raum einer vitalen Partizipationskultur mit den Kund*innen und Mitarbeitenden.
Trotzdem gab es einige Lichtblicke auf dieser Veranstaltung wie beispielsweise Kerstin Lopau, die eine solidarische Energiegenossenschaft gründen möchte oder das Social Franchise System des WIR-Gartens (https://lueneburg.wirgarten.com), welches gerade in Lüneburg erarbeitet wird. Ähnlich spannend war auch der Vortrag „Homo Cooperativus und Zusammenarbeit. Wieso Genossenschaften nicht nur eine besondere Wirtschaftsform sind – sondern auch eine besonders zukunftsfähige“ von Viktoria Schäfer, Vorstandsvorsitzende und wissenschaftliche Leiterin ADG Scientific – Center for Research & Cooperation. Außerdem möchte Thorsten Dietmar mit einer Europäische Datenökonomie auf genossenschaftlicher Basis als Social Impact Investor mit polypoly.eu den globalem Datenhandel den Kampf ansagen (https://www.polypoly.eu).
Einen anderen sehr interessanten Beitrag zu dieser Tagung hat Mona Knorr von dem Blog „community supported“: